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Im Fokus

28. April 25

WW Winzer Photo

Die Wachau im Wandel (?)

Die Wachau erstreckt sich 33 km an der Donau entlang – von Melk im Westen bis Krems im Osten. Klimatisch an einer Nord-Süd-Ost-West-Kreuzung liegend, geologisch geprägt von Urgesteinsböden, Löss, Sand und Schotter. Landschaftlich beherrscht von bis zu 450 m hohen, steilen Weinbergen und 720 km Steinterrassen. Leitsorten sind hier der Grüne Veltliner mit 64 % und Riesling mit 18 % einer Gesamtrebfläche von etwa 1.300 ha. Hier wachsen einige der besten Weißweine der Welt. 

Fotos: © ÖWM / ManuGrafenauer / Robert Herbst

 

Die Klimaerwärmung, der Weinmarkt und sich ändernde Konsumgewohnheiten drängen auch Österreichs international renommierteste Weinbauregion, sich anzupassen, um ihre Spitzenposition zu behaupten: die Wachau zwischen Tradition und Weiterentwicklung.

 

Einmalig, unerreicht, eng, steil, spannend. Ein kleines, gleichzeitig "großes" Weinbaugebiet. Mehr als 100 Einzellagen, deren Namen sich teilweise bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. In kaum einer anderen Weinbauregion arbeiten so viele Winzer auf so kleinem Raum auf so hohem Qualitätsniveau.

 

Die Wachau erstreckt sich 33 km an der Donau entlang – von Melk im Westen bis Krems im Osten. Klimatisch an einer Nord-Süd-Ost-West-Kreuzung liegend, geologisch geprägt von Urgesteinsböden, Löss, Sand und Schotter. Landschaftlich beherrscht von bis zu 450 m hohen, steilen Weinbergen und 720 km Steinterrassen. Leitsorten sind hier der Grüne Veltliner mit 64 % und Riesling mit 18 % einer Gesamtrebfläche von etwa 1.300 ha. Hier wachsen einige der besten Weißweine der Welt.

 

Die Wachau gilt als das älteste und international bekannteste Qualitätsweinbaugebiet Österreichs. Dessen Name wird bereits im Jahr 830 erstmals urkundlich erwähnt. Die hohe Qualität der Wachauer Weine wird seit dem Mittelalter geschätzt. Österreichische und bayerische Klöster betrieben hier "Lesehöfe". Aus einigen davon entwickelten sich später Weingüter wie etwa der Tegernseerhof in Unterloiben oder Karl Holzapfel in Joching.

Vinea Wachau

Eine zentrale Rolle für die Entwicklung des Weinbaus in der Region spielt die 1983 gegründete Vinea Wachau. Etwa 200 Mitgliedsbetriebe arbeiten heute nach dem strengen Qualitätscodex dieser Winzervereinigung.

 

Die Vinea schuf und etablierte die bekannten Weinmarken Steinfeder, Federspiel und Smaragd: drei Kategorien, in welche trockene Wachauer Weißweine nach Zuckergradation und damit nach Alkoholgehalt eingeteilt werden.

Steinfeder

Duftig leichte Weine mit bis zu 11,5 % Vol., die frischen, puren Trinkgenuss bereiten. Ihr Name leitet sich vom Steinfeder-Gras ab, das in den felsigen Steilterrassen der Wachau wächst. Mit zunehmenden Temperaturen (Klimawandel!) und damit hohem Zuckerhalt der Trauben wird es für die Wachauer Winzer allerdings immer schwieriger, Weine mit so niedrigem Alkoholgehalt zu produzieren.

Federspiel

Diese Wachauer Klassiker mit bis zu 12,5 % Vol. sind nuancenreich und charakterstark, zeigen alle Facetten ihrer Herkunft, Eleganz und Tiefe. Sie sind vielseitig einsetzbare, ideale Speisenbegleiter. Die Bezeichnung geht auf die Falkenjagd zurück: Mit dem „Federspiel“ wurde der Falke zurückgeholt.

Smaragd

Komplexe, vielschichtige, strukturierte, kraftvolle, langlebige Reserve-Weine mit mehr als 12,5 % Vol. Der Name bezieht sich auf die Smaragd-Eidechsen, die in den sommerlich heißen Steinterrassen der Wachau häufig zu finden sind.

Herkunft oder Alkoholgehalt?

So unbestritten und verdienstvoll die Aktivitäten der Vinea für die Wachauer Weine auch sind: Einigen Winzern war das Reglement inzwischen zu eng geworden. So etwa verließ 2020 ausgerechnet das wohl renommierteste Weingut der Wachau, F. X. Pichler, die Winzervereinigung – unter entsprechendem medialen Getöse.

 

Lucas Pichler und sein Vater Franz Xaver kritisierten, dass es zu einer Doppelgleisigkeit komme, da die 2020 auch für die Wachau eingeführte DAC-Regelung auf die Herkunft der Weine abzielt und diese in Gebiets-, Orts- und Riedenweine einteilt, während die Vinea-Regelung traditionell auf Zucker-Gradationen basiert.

 

"Die Einführung der DAC-Verordnung wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, die Vinea-Regelungen zu novellieren – etwa eine Limitierung der Bezeichnung Smaragd auf die besten Lagen oder die Abschaffung der Zuckerkategorien, die aufgrund des Klimawandels ohnehin obsolet geworden sind", so Lucas Pichler im "Falstaff" vom 14.10.2020.

 

Somit verzichtet das Weingut F. X. Pichler ab dem Jahrgang 2020 auf die Kategorien Steinfeder-Federspiel-Smaragd, "... weil diese für unsere Weine ein Korsett darstellen, das wir in der gegebenen Form nicht mehr als zeit- und marktgerecht empfinden", wie es in einer Presseaussendung des Weingutes im Oktober 2020 hieß.

 

Während F. X. Pichler die Vinea verließ, sind andere bekannte Wachauer Qualitätswinzer wie etwa Peter Veyder-Malberg, Martin Muthenthaler und das Ehepaar Pichler-Krutzler der Vereinigung erst gar nicht beigetreten, weil ihnen das Regelwerk zu einschränkend erschien. Auch sie verzichten konsequenterweise auf die drei Kategorien der Vinea.

... um die Spitzenposition zu behaupten

Was Bordeaux und Burgund für Frankreich oder Chianti und Barolo für Italien sind, ist die Wachau für Österreich: international etabliert und erfolgreich, aber nicht eben bekannt für Dynamik und große Veränderungsbereitschaft. Wo Tradition herrscht, droht auch Stagnation.

 

Im Newsletter Jänner 2023 von Jancis Robinson, der Grande Dame des internationalen Weinjournalismus, hieß es: Die langlebigen, überreifen, opulenten Wachauer Smaragd-Weine, für welche die Region weltberühmt ist, seien lange Zeit "stilistisch eher ein Statement als eine Frage" gewesen. "Monolog statt Dialog, eine frontale Belehrung".

 

Die auf Wein aus deutschsprachigen Gebieten spezialisierte internationale Online-Publikation "Trink Magazine" schrieb im November 2022: "Der Status der Wachau erlaubte es ihr einst, Regeln selbst festzulegen, statt jene von anderen zu befolgen; Trends selbst zu schaffen, statt anderen nachzulaufen. Doch in einer Zeit, die mehr und mehr von der Klimakatastrophe bestimmt wird, riskiert diese stille, konservative Region Selbstzufriedenheit – oder können ihre Winzer reagieren und sich anpassen, um die Spitzenposition der Wachau zu behaupten?"

 

Ja, sie reagieren. Ja, sie sind dabei, sich anzupassen. Seit einigen Jahren zeigt die Wachau – auch klimawandelbedingt – Veränderungsbereitschaft. Man setzt auf behutsame Weiterentwicklung und Modernisierung, ohne Traditionen über Bord zu werfen. So etwa wandte sich die Region verstärkt, wenn auch vergleichsweise spät, biologischen, naturnahen, nachhaltigen Methoden im Weingartenmanagement und in der Schädlingsbekämpfung zu. 2021 beschloss die Vinea ein Projekt zur Zertifizierung aller Mitgliedsbetriebe mit dem Gütesiegel "Nachhaltig Austria". Dieses verbindet eine ressourcen- und umweltschonende Produktion mit ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeitskriterien. Seit dem Jahrgang 2023 sind alle Vinea Wachau-Betriebe und -Weine entsprechend zertifiziert.

 

"Neben der Handlese, dem Verzicht auf Aufbesserung und der Herkunftsgarantie zählt ab sofort somit auch die nachhaltige Wirtschaftsweise zu den gemeinsamen Grundwerten aller Mitgliedsbetriebe. Die Wachau ist damit das erste und einzige Weinbaugebiet Österreichs, das praktisch vollständig nachhaltig arbeitet", hieß es in einem Presse-Statement der Vinea vom März 2024.

 

Nach und nach gehen Winzer auch zu etwas früheren Lesezeitpunkten über, um Überreife, (zu) hohe Zuckergradationen und Botrytis zu vermeiden.

 

All diese Entwicklungen beeinflussen mittel- und langfristig die allgemeine Stilistik der Wachauer Weine. Trend: weniger Opulenz und Alkohol, mehr Eleganz, Frische, Finesse und Leichtigkeit.

AUSGEWÄHLTE WACHAUER WEINE BEI WAGNER

Ob Steinfeder-Federspiel-Smaragd-Kategorie oder nicht, ob Vinea-Mitglied oder nicht: Die Wachauer Weine unserer kleinen Auswahl hier haben etwas Wichtiges gemeinsam: Herkunftstypizität und Qualität!

Ein Vertreter der leichtesten und alkoholärmsten Weinkategorie der Vinea Wachau. Intensiv florales Bukett, unterlegt mit frischen Nuancen von Weingartenpfirsich und zartem Hauch von Grapefruit, am Gaumen schwungvoll, leichtfüßige Mineralität.

Apfel, Birne, Honigmelone, Zitrus, dezente Fruchtsüße, Mineralität, etwas Kräuterwürze, pikant, angenehme Säure, langer Abgang.

Einladend, fruchtig, saftig, typische Aromen von gelben Äpfeln, delikate und filigrane Textur, animierendes Finish, viel Eleganz.

Charaktervoller Wein aus Tallagen, Hanglagen und hochgelegenen Terrassen, vielschichtig feiner Duft, würzige Tiefe, präzise, lebendig, elegant, anspruchsvoll, klar und komplex zugleich.

Ein Veltliner aus Steilhängen direkt beim Weingut im Spitzer Graben: straff, saftig, animierend, viel frische Frucht, würzig, obstig, mineralisch.

Trauben aus verschiedenen Wachauer Terrassen-Weingärten, teilweise sehr alte Reben, vorwiegend auf Urgestein (Bruck, Schön, Buschenberg, Hochrain, Loibenberg etc.). Ein Teil des Rebmaterials kommt aus der ebenen Lage Kreutles in Unterloiben. "Der Liebedich ist mein klassischer, authentischer 'Wachauer', der jeweils die typische Jahrgangscharakteristik der Region in trinkanimierender Art und Weise darstellt", so der Winzer.