1. Landgang: Sizilien
Von Taormina aus machen wir uns auf den Weg ins nahe gelegene Dorf Passopisciaro. Hier, am Nordhang des Ätna, lebt und arbeitet ein Mann, dessen Weine in der Naturwein-Szene Kultstatus erlangt haben:
Geborener Belgier, ehemaliger Weinhändler, gründet 2001 am kühlen Nordhang des Ätna eine Garage Winery, produziert auf fruchtbaren, tiefschwarzen, sandig-felsigen Vulkanböden in Steilterrassen auf 600 bis 1.000 m Höhe aus 50 bis 100 Jahre alten Reben und regionaltypischen Sorten Terroirweine: unglaublich pur, fokussiert, kantig.
Unsere Wahl fällt auf den Einstiegswein von Cornelissen, Susucaru Rosso: Cuvée aus dem Ätna-typischen Nerello Mascalese und den Sorten Nerello Capuccio, Minella Nera, Allicante Bouschet: helle, aber intensive rote Frucht, Aromen von Kirschen, Himbeeren, Gewürzen, Unterholz, energiegeladen, vibrierende Frische, viel Mineralität, einfach ... vulkanisch!
Eintrag ins Logbuch: Gut, dass wir uns für den Besuch bei Cornelissen nicht extrafein gemacht haben, steht doch auf einer Tafel an seiner Kellertür: „Visitors with strong perfume or aftershave are not accepted into the cellar.“
2. Landgang: Mallorca
Von Sizilien Richtung Westen segelnd, südlich an Sardinien vorbei, erreichen wir nach 580 Seemeilen die Hafenstadt Portocolom an der Ostküste von Mallorca. Wir fahren 14 km landeinwärts nach Felanitx und gelangen zu einem Weingut mit dem ungewöhnlichen Namen
2006 vom Önologen und „eingeborenen“ Mallorquiner Francesc Grimalt und dem aus Barcelona stammenden Musiker und Kunstsammler Sergio Caballero als Start up-Winery gegründet, binnen weniger Jahre an die Spitze der Mallorca-Weine geklettert, hoch bewertet, unkonventionell, biologisch.
Bei 4 Kilos probieren wir einen ebenso originell benannten Wein, der zur Top-Riege der Balearen-Insel zählt: Der 12 Volts ist eine saftige rote Cuvée aus der inseltypischen Sorte Callet mit Syrah, Cabernet Sauvignon und Merlot, 12 Monate in gebrauchten, französischen und amerikanischen Barrqiues gereift. Brillantes Rubinrot, in der Nase intensiv, fruchtig, mineralisch, am Gaumen sehr präzise, schwarze und rote Beeren, exotische Gewürze sowie mediterrane Kräuter.
Eintrag ins Logbuch: Gemäß Grimalt und Caballero transferiert dieser Wein die Energie einer 12-Volt-Batterie auf das zentrale Nervensystem. Entsprechend inspiriert machen wir uns – etwas wackelig auf den Beinen – auf die Weiterreise.
3. Landgang: Teneriffa
Wir durchfahren die Straße von Gibraltar, setzen Kurs Südwest und erreichen nach langen 1.200 Seemeilen die Kanarischen Inseln, genauer gesagt Teneriffa. Dort werfen wir dem bereits wartenden Roberto Santana das Tau zum Festmachen unseres Bootes zu. Roberto bewirtschaftet hier auf seiner Heimatinsel gemeinsam mit deren bäuerlichen Besitzern eine Reihe von Kleinstparzellen mit bis zu 100 Jahre alten Rebstöcken. Er gehört zur kleinen Winzergruppe
Eine Handvoll spanischer Winzer, die gemeinsam Önologie studiert haben und in verschiedenen Regionen des Landes aus alten Reben und ausgewählten Weingärten Terroir-Weine produzieren: authentisch, traditionell, handwerklich, gebietstypisch, naturnahe, in kleinen Mengen – und erstaunlich preiswert!
Im Westen Teneriffas, in Sichtweite des Vulkans Teide, produziert Roberto Santana aus der inseltypischen Rebsorte Listán Blanco den weißen Benje Blanco: sehr mineralisch, vulkanische Basaltnoten, Salzigkeit, kristalline Reinheit, Zitrusaromen, schöne Säure, viel Frische am Gaumen. Die in Buschform ohne Drahtrahmen wachsenden Rebstöcke sind zwischen 70 und 100 Jahre alt, wachsen in 1.000 m Seehöhe, werden in aufwendiger Handarbeit bewirtschaftet.
Eintrag ins Logbuch: Sobald die erste Flasche Benje leer ist, wissen wir: Bei dieser einen wird es nicht bleiben, denn es dauert noch sehr, sehr lange, bis die Sonne im Atlantik versunken ist ...
P.S. Als Geheimtipp des Kapitäns zum Schluss: Die 3 Weine gibt es auch im 3er-Paket zum Sonderpreis.