Fotos: © ÖWM
Das Burgenland wurde erst 1921 als eigenes österreichisches Bundesland geschaffen. Durch die neue Staatsgrenze zu Ungarn wurde es von seinem historischen, westungarischen Hinterland abgeschnitten und büßte von einem Tag auf den anderen wichtige Städte und Absatzmärkte wie Ödenburg, Güns und Steinamanger ein. Damit hatte auch die burgenländische Weinwirtschaft ihre Verbindung zur alten pannonischen Weinbautradition verloren, und musste sich komplett neu ausschließlich nach Westen hin orientieren. Eine Entwicklung, die sich nach 1945 aufgrund des "Eisernen Vorhangs" bis 1989 fortsetzte.
Blaufränkisch mit internationaler Reputation
Lange Zeit galt das von landwirtschaftlichen Klein-, Kleinst-, Nebenerwerbs- und Mischbetrieben geprägte Burgenland als Underdog der heimischen Weinbaugebiete. Abgesehen von der auch touristisch gut erschlossenen Neusiedlersee-Region waren die anderen Weinregionen des Burgenlandes räumlich und gedanklich "weit weg" von der Metropole Wien.
Der Aufholbedarf war groß. Doch der Anschluss gelang nach und nach, beschleunigt vom Anfang der 1990er-Jahre einsetzenden österreichischen Rotwein-Boom und der Rückbesinnung auf alte regionaltypische pannonische Rebsorten wie Blaufränkisch, St. Laurent, Welschriesling, Furmint.
Dazu kamen die Wiederentdeckung traditioneller Weinbereitungsmethoden (sortenreine Weine statt Cuvées, große Holzfässer statt Barriques etc.), das Antreten neuer, qualitätsbewusster Winzergenerationen, die kompromisslos auf Qualität statt Quantität setzten und zu biologischen Arbeitsmethoden übergingen. Nicht zu vergessen: Großzügige Förderungen der EU, welcher Österreich 1995 beigetreten war, brachten viel Geld für Investitionen in die zuvor "armen" und strukturschwachen Regionen des Burgenlandes.
Heute kommen einige der besten Rotweine Österreichs aus dem Burgenland, die Süßweine aus der Neusiedlersee-Region gehören nach wie vor zu den besten der Welt. Authentisch burgenländischer Blaufränkisch hat inzwischen eine hohe internationale Reputation erlangt und sich als der österreichische Qualitätsrotwein schlechthin etabliert.Blaufränkisch spiegelt die Eigenart des Bodens, auf dem er wächst, sehr gut wider: Daher kommen die Unterschiede der einzelnen burgenländischen Herkunftsgebiete in Weinen dieser Sorte besondersdeutlich zum Ausdruck.
Von den weiten Ebenen der Großlage Heideboden am Ostufer des Neusiedlesees bis hin zu den steilen Hängen am Eisenberg bietet das Burgenland eine große Vielfalt an Terroirs.
Von der gesamten Rebfläche des Landes – 11.772 ha – macht der Rotwein 57 %, der Weißwein43 % aus.Die wichtigsten der rund 30 im Burgenland kultivierten Rebsorten: 21 % Blaufränkisch, 20 % Zweigelt, 9,5 % Grüner Veltliner,8,3 % Welschriesling, 6 % Chardonnay, 4 % Merlot, 3,7 % Weißburgunder, 2,5 % St. Laurent.
Die DAC-Regionen des Burgenlandes
In seinen sechs spezifischen DAC-Gebieten bringt das Burgenland charakterstarke, jeweils regionaltypische Weine der Spitzenklasse hervor. DAC "Districtus Austriae Controllatus" ist das gesetzliche Kürzel für besonders gebietstypische österreichische Qualitätsweine.
Neusiedlersee – kirschfruchtiger Zweigelt und edle Süßweine
Das Weinbaugebiet Neusiedlersee – 2012 als DAC-Region etabliert – erstreckt sich über 6.110 ha nördlich und östlich des Sees über die Parndorfer Platte bis in den südlichen Seewinkel.
Mehr als 25 % der Rebfläche sind mit Zweigelt bepflanzt, der hier als einziger Rotwein das DAC-Label tragen darf und typischerweise fruchtig-würzig nach dunklen Kirschen schmeckt. Bekannt ist die Region auch für ihre aus weißen Trauben produzierten Süßweine, die ebenfalls – bei Erfüllung der entsprechenden Regeln – als Neusiedlersee DAC etikettiert werden dürfen.
Das Terroir ist geprägt von sandigen, lehmigen Böden mit unterschiedlich starkem Schotteranteil, im Seewinkel findet man leichtes, sandiges, salziges Terroir.
Hier im Herzen der pannonischen Klimazone herrschen heiße, trockene Sommer und kalte, schneearme Winter vor, das Mikroklima ist vom großen Neusiedlersee beeinflusst: Im Sommer heizt sich die Wasserfläche auf und gibt nachts die gespeicherte Wärme langsam ab. Die leichte nächtliche Abkühlung fördert eine kühle Frucht in den Weinen und bewahrt die notwendige Säure: vorteilhaft auch für die Weißweine des Gebietes, deren beste Exemplare meist aus Welschriesling und Chardonnay produziert werden, etwa im Seewinkel, für die allerdings kein DAC-Status vorgesehen ist.
Ruster Ausbruch – legendäre Süße aus der alten Freistadt
In Rust am Neusiedlersee werden seit Jahrhunderten legendäre Süßweine produziert. Und seit 2020 dürfen sie bei Erfüllung der entsprechenden Vorausetzungen unter dem Label Ruster Ausbruch DAC vermarktet werden.
Erlaubt sind die Rebsorten Welschriesling, Weißburgunder, Chardonnay, Muskateller und der seltene Furmint, der derzeit eine Renaissance erlebt.
Die vom Edelfäulepilz Botrytisbefallenen, auf natürliche Weise am Rebstock geschrumpften Beeren dürfen ausschließlich aus den Weingärten um die Freistadt Rust stammen und müssen handgelesen sein. Die Reben für diese süßen, gleichzeitig mineralischen, würzigen und finessenreichen Weine wachsen vorwiegend im Süden der Stadt auf dem quarzreichen "Ruster Schotter".
Leithaberg – Mineralität extra dry
Kein anderes Weinbaugebiet im Burgenland ermöglicht eine solche Vielfalt an Weintypen wie der Leithaberg am Westufer des Neusiedlersees: Seit 2008 dürfen in dieser 2.875 ha
großen Region DAC-Weine aus den Rebsorten Weißburgunder, Chardonnay, Neuburger, Grüner Veltliner und Blaufränkisch abgefüllt werden. Ob rot oder weiß: Markante Gemeinsamkeit der Leithaberg DAC-Weine ist ihre gebietstypische Mineralität, Spannung und Lebendigkeit.
Die Weine sind geprägt von den Böden am östlichen Abhang des Leithagebirges, wo zwischen kalkreichen Schichten immer wieder Schiefer und Gneis zu finden sind. Der 15 Millionen Jahre alte Muschelkalk gibt den Weinen Eleganz und eine zart saline Note, der Schiefer verleiht ihnen Spannung und Rückgrat.
Warme Winde vom Neusiedlersee her bringen Reife in die Weine, das Leithagebirge sorgt für nächtliche Kühle und damit Fruchtigkeit, Frische, Finesse und Lebendigkeit.
Mittelburgenland – Blaufränkisch, what else?
Die 2.035 ha große, 2005 als solche definierte DAC-Region Mittelburgenland mit den Zentren Neckenmarkt, Deutschkreutz, Horitschon und Lutzmannsburg hat es geschafft, sich als "Blaufränkischland" zu etablieren. Auf der Homepage der ÖWM Österreich Weinmarketing wird das Gebiet unumwunden als "Zentrum der österreichischen Rotweinkultur" bezeichnet.
Nomen est Omen: Blaufränkisch ist die historische Leitsorte Sorte des Gebiets, aus der heute körperreiche, aber nicht opulente Mittelburgenland DAC-Weine mit gutem Preis-Qualitätsverhältnis produziert werden. Einige davon erreichen Weltklasseformat und müssen auch keinen Vergleich mit großen Weinen aus dem Piemont, von der Rhône oder aus Burgund scheuen. Mit ihrem Blaufränkisch haben die Winzer des Mittelburgenlandes wesentlich dazu beigetragen, einen weltweit unverwechselbaren, österreichischen Rotwein zu schaffen.
Die Weingärten werden von der Buckligen Welt im Westen, dem Ödenburger Gebirge im Norden und dem Günser Gebirge im Süden geschützt, aber aus der östlichen pannonischen Tiefebene kann warmer, trockener Wind ungehindert einströmen. Dazu kommen jährlich mindestens 300 Sonnentage und eine Niederschlagsmenge von nur ca. 600 mm. Alles zusammen bietet dem Blaufränkisch ideale klimatische Bedingungen.
Die meist schweren, tiefgründigen Lehmböden sorgen Kraft und Struktur der Weine. Gneis, Schiefer, Glimmer und Kalk begünstigen deren Mineralität.
Eisenberg – Blaufränkisch vom Lehm und Schiefer
Ganz im Süden des Burgenlandes liegt dessen wohl ursprünglichste Weinlandschaft: das mit nur 511 ha kleinste burgenländische DAC-Gebiet Eisenberg mit den Weinbaudörfern Rechnitz, Eisenberg und Deutsch Schützen als Zentren. Von allen Gebieten Österreichs, die heute hervorragende Weine produzieren, wurde diese entlegene Region als letzte "entdeckt".
Hier treffen kontinentales und mediterranes Klima, der Osten und der Süden aufeinander. Landschaften, Klimazonen und Kulturen gehen eine einzigartige Verbindung ein. Mit Bezug auf die prägnanteste Erhebung der Region, den 415 m hohen Eisenberg, wurden die Rotweine des Südburgenlandes seit jeher als "Eisenberger" bezeichnet. An dessen steilen Hängen herrschen Schieferböden vor, die klarfruchtige, mineralisch geprägte Weine hervorbringen. Am Fuß der Erhebungen sind die Böden tiefgründiger, enthalten stark eisenhaltigen Lehm und begünstigen erdige Weine mit gutem Tanningerüst.
Auch am Eisenberg ist Blaufränkisch die klare Nummer eins. Die daraus produzierten Weine mit dem DAC-Logo auf dem Label zeichnen sich durch eine besondere, regionstypische mineralische, würzige, erdige und pikante Art aus.
Gemeinsam mit einem fruchtigen, erfrischenden Sortenbukett nach Kirschen, Weichseln und Brombeeren, mit einer eleganten Struktur, charmanten Tanninen und einer erfrischenden Säure zeigt der Blaufränkisch DAC alle Vorzüge seiner Herkunft.
Rosalia – das einzige DAC-Gebiet mit Roséweinen
Das Rosaliengebirge ist die mit 748 m höchste Erhebung im nordburgenländischen Bezirk Mattersburg und Namensgeber für das mit 297 ha kleinste und jüngste, erst 2017 definierte DAC-Gebiet des Burgenlandes. Es umfasst die Weinbauregion um die Stadt Mattersburg und liegt zwischen Leithaberg und Mittelburgenland.
Ein Rosalia DAC kann aus den gebietstypischen Sorten Blaufränkisch und Zweigelt produziert werden. Außerdem war Rosalia das erste DAC-Gebiet mit einem Roséwein.