Giorgio Clai war ein Spätberufener, als er mit der Weinproduktion begann. Zuvor hatte er 20 Jahre lang ein Restaurant in Triest geführt und war nebenbei Hobbywinzer. Dann kehrte er in sein Heimatdorf Brajki bei Buje in Istrien zurück und widmete sich ab 2002 ganz dem Wein.
Von Anfang an machte der Kroate mit italienischen Wurzeln Weine wie die Großväter, alle hielten ihn für verrückt. Doch bald beherrschte Clai die alte Kunst so gut wie sonst keiner, wurde zum Pionier und ungekrönten König der Naturwein-Bewegung. Seine Ausstrahlung reichte weit über Istrien hinaus, und die komplexen, tiefgründigen Weine waren bald international anerkannt und gefragt.
Der aus Malvazija-Trauben produzierte Sveti Jakov von Clai gilt als Archetyp der istrischen Naturweine. Die renommierte Wein-Autorin Margaret Rand nahm den "Heiligen Jakob" sogar in ihr Buch "101 Weine, die Sie probieren sollten, bevor Sie sterben" auf und schrieb über ihn: "Ich liebe das Gefühl von Authentizität … das hat mit einem Gefühl von Risiko, einem Gefühl von Individualität zu tun – einem Gefühl von Terroir, ja, aber auch einem Gefühl von Energie. Es ist das Gegenteil des Sicheren, des Industriellen. Das Gegenteil dessen, was der Masse gefällt."
Das kommt alles aus den Schalen
Der biodynamisch zertifizierte Betrieb bewirtschaftet etwa 10 ha Weingärten, die auf rund 200 m Seehöhe, und damit relativ hoch über der nahen Adria Meer liegen und von kühlenden Winden profitieren. Gearbeitet wird nach Mondphasen – in einem vor wenigen Jahren neu gebauten, blitzsauberen, unspektakulären Arbeitskeller.
Das Weingut Clai setzt vorwiegend auf autochthone Rebsorten, die an die kargen, lehm-, kalk- und mineralreichen Böden Istriens angepasst sind und sich für eine natürliche Weinbereitung gut eignen, vor allem der weiße Malvazija (Malvasia) und der rote Refošk (Refosco).
Der Most wird wochen- bis monatelang in Kontakt mit den Beerenhäuten (Maischestandzeit) belassen: zur besseren Extraktion von Farbe, Aromen, Tanninen, für mehr Mineralität, bessere Struktur und längere Lagerfähigkeit der Weine. Die Spontanvergärung mit natürlichen Hefen dauert bis zu einem Jahr, dann werden die Weine ein bis zwei Jahre in großen, gebrauchten Holzfässern gereift. Sie sind nicht geklärt, gefiltert, kaum geschwefelt.
Neuer junger Betriebsleiter aus Südafrika
Was von Giorgio Clai vor mehr als 20 Jahren wiederentdeckt wurde, ist im Prinzip eine uralte, traditionelle Methode, Wein zu produzieren. Eine Methode, die früher auch im Raum der oberen Adria Standard war. Bei einem Weingutsbesuch sagte uns Giorgio Clai einmal: "Das haben unsere Väter und Großväter so gemacht, bis in den 1950er-Jahren Industrialisierung, Standardisierung und die Chemie im Weinbau Einzug gehalten haben." Seit damals habe man mindestens zwei Generationen an Winzern verloren, die sich mit dieser Methode beschäftigen.
Das wird wohl auf dem Weingut Clai nicht passieren: Als sich der Altmeister 2023 aus dem Geschäft zurückzog und den Betrieb verkaufte, beschlossen die neuen Eigentümer, die von Clai begründete Identität, Tradition und Philosophie in seinem Sinn fortzuführen. Damit betrauten sie – zur großen Überraschung in der kroatischen Weinszene – den jungen südafrikanischen Winemaker Timothy Whitfield und übertrugen ihm die Leitung des Weinguts. Whitfield hatte ein Studium an der Universität Stellenbosch abgeschlossen und eine Ausbildung in der Produktion von Natur- und Bio-Weinen in Frankreich und Südafrika absolviert, weshalb er den Eigentümern als ideale Wahl erschien.
Im Interview mit einem kroatischen Weinmagazin im Juli 2024 sagte Tim Whitfield über den Weingutsgründer Giorgio Clai: "Ich bekomme große Unterstützung von Giorgio, wir treffen uns oft und unterhalten uns beim Kaffee über Weine. Obwohl er offiziell nicht mehr im Unternehmen tätig ist, ist er ein fester Bestandteil des Weinguts und wird es auch immer bleiben."
Weine von Clai bei Wagner
Die beiden Baracija-Weine sind die Einstiegsklasse von Clai. Die Reben stehen auf Lehmböden, die Trauben werden in offenen Holzbottichen spontanvergoren und dann mindestens 1 Jahr in 1.000- bis 2.500-l-Holzfässern gelagert.
100 % Malvazija Istriana, reife gelbe Früchte, florale und Kräuternoten, Birnen, Äpfel, Marillen, Hollerblüten, Salbei, Anklänge von Vanille und Honig, steinige Mineralität, angenehme Frische.
100 % Refosco, dunkle, reife Früchte, Kirschen, Kakao, mittlerer Körper, fruchtig, frisch, elegant.
Der weiße Spitzenwein von Clai, 100 % Malvazija Istriana, 50 Jahre alte Reben in der Einzellage Sveti Jakob, nur in sehr guten Jahren produziert. Mindestens 1 Monat Maischekontakt im großen Holzfass, 2 Jahre in großen Eichenfässern (1.000 bis 2.500 l) gereift. Pfirsich, Marille, Vanille, Karamell, mediterrane Kräuter, komplex, spannend, elegant.
Cuvée aus Merlot und Refosco, jüngere Reben (10 bis 25 Jahre), 18 Monate im großen Holzfass gelagert, reife, dunkelrote Beeren- und Kirschfrucht, schöne Würze und Mineralität, mittlerer Körper, feine Tannine.
Der rote Top-Wein von Clai, Rebsorte Refosco, alte Reben auf sandigen bzw. schweren Lehmböden, mit einem Ertrag von nur 1 bis 1,5 kg pro Stock, Spontanvergärung auf der Maische in offenen Holzbottichen, 2 Jahre gereift in großen Holzfässern (1.000 bis 2.500 l). Dunkelrot-schwarz, elegant, kraftvoll, reife Aromen von dunklen Früchten (Brombeeren, Heidelbeeren ...), Muskat, Vanille, Tabak, Lakritze; angenehme Säure, seidige Tannine, gut balanciert. Ein Wein, den man sich merkt!
Ein ebenso seltener wie außergewöhnlicher Schaumwein aus Malvazija, Chardonnay und der alten istrischen Sorte Plavina, die zur Herstellung von Schaumweinen hervorragend geeignet ist: Sie enthält relativ wenig Zucker, aber reichlich Säure. Hergestellt nach der Méthode Traditionelle (klassische Flaschengärung); 2 Jahre auf der Hefe gereift, leicht, duftig, beschwinglich, sehr trocken. Äpfel, Birnen, Zitrus, Marillen, Hefe, Brioche.
