Fotos: ÖWM/WSNA, ÖWM/Egon Mark, Die Rubin Carnuntum Winzer
Die Weinbauregion Carnuntum hat sich binnen 30 Jahren vom Underdog zum Herkunftsgebiet hochklassiger Weine entwickelt. Wesentlich daran beteiligt waren auch die ÖTW-Winzer Dorli Muhr, Gerhard Markowitsch und Philipp Grassl. Ihre Weine aus den Sorten Blaufränkisch, Zweigelt und Chardonnay zählen zu den besten, die Österreich zu bieten hat!
Ein "wenig bekannter Jungwinzer"
"Dem jungen Chef gelang der Sprung zur Spitze der österreichischen Winzer in nur wenigen Jahren. Seine Philosophie beruht auf drei Säulen: Tradition, höchste Qualität und Mut zu Neuem." – Das war 1996 in Wagners Weinmagazin über einen davor noch wenig bekannten Jungwinzer zu lesen. Sein Name: Gerhard Markowitsch.
Wie Lucky Luke
In unserem Weinkatalog aus dem Jahr 2000 hießt es über den damals 22-jährigen, so wie Markowitsch aus Göttlesbrunn stammenden Philipp Grassl: "Er ist wie Lucky Luke, reitet unbekümmert im Austrian Wine Saloon ein, zieht den Bärnreiser schneller als sein Schatten, und ringt damit sogar manch altem Weisen wie unserem Sommelier Fritz Karl Anerkennung ab: A Waunsinn, wos der Bua do mocht!" Gemeint war Grassls Premium-Cuvée "Bärnreiser" aus Zweigelt, Blaufränkisch, Merlot und Cabernet Sauvignon.

Spitzerberg reloaded
2002 erfüllte sich die Wein-PR-Expertin Dorli Muhr in Carnuntum einen lange gehegten Herzenswunsch, kehrte an die "Stätte ihrer Kindheit", den Spitzerberg bei Prellenkirchen, zurück und gründete mit ihrem damaligen Ehemann Dirk van der Niepoort ein Weingut. Sie pflanzte eine kleine Parzelle ihrer Familie neu aus, erwarb nach und nach weitere Weingärten.
Schon wenige Jahre später lobte Jancis Robinson, Grande Dame des Weinjournalismus, in der Financial Times unter dem Titel „A new Austrian Empire“ die Sorte Blaufränkisch und namentlich auch Dorli Muhr. Der englische Decanter zählte die Winzerin zu den „Top-Producers“ in Carnuntum, The International Wine Review vergab 93 Punkte für den Blaufränkisch Spitzerberg 2007. Der Jahrgang 2022 bekam vor kurzem in Robert Parkers Wine Advocate sogar 98 Punkte! Mit ihren Blaufränkisch-Weinen vom Spitzerberg hat Muhr wesentlich zur "Wiederentdeckung" dieses großen alten, aber lange Zeit im Dornröschenschlaf liegenden Weinbergs beigetragen.
Blaufränkisch & Chardonnay
Inzwischen sind nicht nur Blaufränkisch-Weine aus Carnuntum weltweit anerkannt. Die Region bringt seit einiger Zeit auch beachtliche Chardonnays hervor. Philipp Grassl: "Der Chardonnay ist bei uns, anders als der Weißwein insgesamt, von zunehmender Bedeutung."
Bei entsprechendem Umgang mit der Sorte kann der Chardonnay in Carnuntum trotz des warmen, trockenen Klimas feingliedrig, mineralisch, tiefgründig, kühl und elegant ausfallen. Voraussetzung dafür sind Traubenherkunft aus kühleren, höher liegenden, waldnahen Rieden mit kargen, schottrigen, Kalk- oder Lössböden, schlanker Ausbau in großen, gebrauchten Holzfässern, Verzicht auf neue Barriques.

9 Top-Rieden in Carnuntum
Längst zählen die Weingüter von Gerhard Markowitsch, Philipp Grassl und Dorli Muhr zu den Leitbetrieben der Region Carnuntum und gehören auch zur Vereinigung der Österreichischen Traditionsweingüter. Das erst 1993 als eigene Weinregion etablierte, heute ca. 830 ha große Gebiet Carnuntum machte in den vergangenen Jahren mit der Einführung eines Lagenkonzepts den bisher größten Schritt in seiner Entwicklung: beachtlich für eine Region, die vor 30 Jahren in der heimischen Weinszene, gemessen etwa an der altehrwürdigen Wachau, als Newcomer galt, der zunächst durch kräftige, tendenziell barrique-lastige Rotwein-Cuvées auf sich aufmerksam machte.
Heute sind in Carnuntum 9 Rieden als ÖTW Erste Lage definiert, darunter etwa Spitzerberg, Schüttenberg, Rothenberg und Bärnreiser. Der erste derart klassifizierte Jahrgang war jener aus 2017. Das fiel aber nicht so einfach vom Himmel: „Wir haben mehr als ein Jahrzehnt intensive und professionelle Forschung hinter uns gebracht. Wir mussten erst in unsere Geologie hineinwachsen, über unsere eigenen Böden viel lernen. Da steckt viel Autodidaktik drin“, erzählte uns Gerhard Markowitsch bei einem Weingutsbesuch. „Wir wollen nichts kopieren. Wir sind nicht Bordeaux, Burgund oder Toskana, sondern müssen unseren eigenen Stil erarbeiten, unseren Charakter definieren.“
Sie sind die logische Konsequenz historisch gewachsener Strukturen. Denn gemäß Definition sind das "Weinberge, deren Weine sich im Laufe einer langen Geschichte als die charakterstärksten und eigenständigsten Vertreter ihrer Appellationen manifestiert haben. Ihre natürlichen Gegebenheiten ermöglichen konstant jedes Jahr außergewöhnliche Weine." Und weiter: "Erste Lagen sind Weingärten, die sich durch die bestmöglichen geographischen, klimatischen und geologischen Voraussetzungen auszeichnen. Ein Wein der das Prädikat 1ÖTW trägt, gehört zum Feinsten, was man aus Österreich trinken kann."

Ausgewählte Carnuntum-Weine bei Wagner
Weingut Dorli Muhr, Prellenkirchen
Ein Wein von beeindruckender Frische und Leichtigkeit, perfekt ausbalanciert, präzise, hellrote Fruchtaromen, belebende Säure, samtige Tannine, seidiger Abgang, großes Reifepotenzial. Trauben vom Südhang des Spitzerbergs, aus verschiedenen Parzellen mit 10 bis 35 Jahre alten Reben. Die älteren sorgen für seidige Eleganz am Gaumen, die jüngeren für eine samtige, mollige Textur. Spontanvergoren in offenen Bottichen, langsame, schonende Extraktion, 24 Monate in großen, alten Holzfässern gereift.
Für Dorli Muhr "... der idealtypische Ausdruck des Spitzerbergs: dicht, aber leichtfüßig. Mineralisch, aber seidig. Charmant, aber ernsthaft. Lang im Abgang, aber kein bisschen schwer." Feiner, sehr eleganter Blaufränkisch aus bis zu 65 Jahre alten Reben in der relativ steilen Lage Obere Spitzer im Westen des Spitzerberges, geprägt von kargen, kalkigen Böden.
98 Punkte in Robert Parkers Wine Advocate. Nur 1.500 Flaschen wurden produziert!

Weingut Philipp Grassl, Göttlesbrunn
Komplexe Nase nach reifen gelben Früchten, Nüssen und Biskuit, Noten von Orangenblüten, feingliedrig und geschmeidig am Gaumen, feine Mineralität im Abgang. Trauben von bis zu 45 Jahre alten Reben in verschiedenen südostexponierten Parzellen mit Kalk- und Schotterböden. Vergoren und unter Hefekontakt ausgebaut teils im Edelstahl, teils in großen Holzfässern.
Bemerkenswerter Lagen-Chardonnay aus der erstklassigen, relativ hoch liegenden Ried Rothenberg, mit 20 Jahre alten Reben auf roten, mineralreichen Schotterböden, vom kühlenden Wald umgrenzt.
Duft nach Akazienblüten, weißem Pfirsich, gelben Früchten, Noten von exotischen Tropfenfrüchten und gerösteter Ananas, feingliedriger, geschmeidiger Gaumen, salzige Mineralität im Abgang. Spontanvergärung in alten 500-l-Tonneaux, Reifung im Holz auf der Hefe.

Weingut Gerhard Markowitsch, Göttlesbrunn
Intensiver Duft nach hellen, gelben tropischen Früchten und Zimt, am Gaumen erstaunlich frisch, fruchtig und präzise, sehr aromatischer Abgang. Im Stahltank kühl vergoren und auf der Hefe ausgebaut.
Kräftiger, sehr komplexer Burgundertyp, enorme Fruchtfülle, gleichzeitig salzige Mineralik, engmaschige Textur und Eleganz. Ein Wein, der ein langes Leben vor sich hat und immer wieder neue Nuancen präsentieren wird.
Trauben aus jenem Teil des Schüttenbergs, der vom angrenzenden Wald gekühlt wird: ideal für Chardonnay! Spontanvergärung teils in 228-l-Fässern aus französischer Eiche, teils in Betoneiern, 12 Monate in Eichenfässern gereift.
