Gottfried Lamprecht ist ein Winzer, der in kein Schema passt. Ein eigenwilliger Einzelgänger, der nach den Regeln des biologischen Weinbaus arbeitet, seine Weine zertifizieren lässt, aber keinem Verband angehören möchte. "Ich will frei entscheiden können, unabhängig und selbständig sein. Das ist mir ganz wichtig", sagt Lamprecht.
Er setzt den in der Steiermark extrem seltenen Furmint aus. Er verwendet traditionelle 300- und 600-Liter-Holzfässer, deren Eichenholz zur Hälfte aus dem eigenen Wald kommt. Er sagt, das stärke den Herkunfts- und Terroircharakter seiner Weine.
Die Wiederauferstehung des Buchertberges
Der Herrenhof Lamprecht, ein kleines Familienweingut am Buchertberg bei Markt Hartmannsdorf in der Südoststeiermark ("Vulkanland") ist ein ehemaliger Gutshof des Stiftes Vorau. Der Weinbau hatte hier schon unter den kirchlichen Vorbesitzern eine lange Tradition, war aber vorübergehend zum Erliegen gekommen.
1913 gelangte der Hof in den Besitz der Lamprechts. 2006 war Gottfried der erste in der Familie, der sich wieder vollständig dem Weinbau widmete und neu anfing. "In einer Gegend, wo es kaum mehr Wein gab, ist ein Weingut wieder auferstanden, das absolut terroir-typische Weine auf natürliche Weise keltert. Ohne Schnick-Schnack, ohne Schminke", so Lamprecht.
Der Winzer bewirtschaftet auf dem Buchertberg 7 ha. Er reaktivierte diesen historischen, nach Süden ausgerichteten, steilen Weingarten, pflanzte neue Reben – je nach Boden die optimal passende Sorte: so etwa Weißburgunder und Furmint auf leichteren, warmen Sandböden.
Herrenhof Charta
Gottfried Lamprecht produziert Weine mit längerer Maischestandzeit – bäuerlich-handwerklich, ohne Kompromisse: "Der Weinbau und die Weinbereitung sind heutzutage von Uniformität und Ausdruckslosigkeit geprägt. Deshalb bin ich zum Entschluss gekommen, mir ein eigenes Qualitätskonzept aufzuerlegen. Ich stelle den Naturwein und die Herkunft in den Vordergrund." Dafür hatte der Winzer bereits vor mehr als zehn Jahren die "Herrenhof Charta" geschrieben, gemäß der seine Weine entstehen.
Der Bio-Winzer ist ein eigenwilliger Freigeist. "Ich will handwerkliche Perfektion im Wein, ohne Zusätze, ganz im Sinne des Naturweines. So wie es früher war – echt, aber mit modernem Verständnis. Das ist Wein vom Herrenhof."
Langsame Weine
Lamprechts Naturweine sind "langsame Weine", schonend und handwerklich bereitet, spontanvergoren, in großen, gebrauchten Holzfässern ausgebaut und gereift, ungeschönt und ungefiltert, nur mit einer minimalen Schwefelgabe vor der Abfüllung versehen. Sie brauchen Zeit, um sich in der Flasche zu entwickeln. Ideal ist mindestens ein Jahr ab dem Lesezeitpunkt.
Es seien Weine, die ihre Herkunft deutlich machen und das Potenzial des Buchertbergs transportieren, so der Winzer. In seiner "Appellation Buchertberg Controllée" garantiert er, dass alle Trauben für die Weine tatsächlich aus dieser Lage kommen: "Diese genaue Herkunfts- bzw. Lagenbezeichnung ist mir sehr wichtig."
Für alle seine Weine gilt: "Sie müssen nach Buchertberg schmecken. Der Boden und das Mikroklima hier prägen den Herkunftscharakter. Und ich vermeide im Weingarten und im Keller alles, was diesen Herkunftscharakter beeinträchtigen könnte. Da bin ich zu 100 % konsequent." Wie gesagt: Gottfried Lamprecht ist ein Winzer, der in kein Schema passt.